Les Dialogues des Carmélites, Deutsche Oper am Rhein
Es war ihr Abend: Als Blanche-Darstellerin Anett Fritsch am Ende dieser Poulenc-Premiere zum Solo-Applaus noch einmal auf die Bühne der Düsseldorfer Oper kam, wurde sie von Publikum frenetisch gefeiert – mehr als alle anderen Beteiligten, unter denen sich mi Anja Silja immerhin eine lebende Opernlegende befand. Bejubelt wurde dabei zunächst der Mut der 24-Jährigen, die eigentlich erst fúr zwei spätere Vorstellungen vorgesehen war, nun aber ganz kurzfristig eine erkrankte Kollegin ersetzt hatte. Doch war es nicht der Mut allein, der die Ovationen rechtfertigte. Von der ersten Szene an hatte die junge Sopranistin aufhorchen lassen, zunächst mit der puren Schönheit ihres lyrischen Soprans, der sich zur Höhe hin wunderbar öffnet und zu herrlich schwebenden Piano-Phrasen in der Lage ist. Je länger der Abend dauerte, desto tiefer drang Fritsch in die Figur ein, machte deren Ängste stimmlich wie darstellerisch glaubhaft, verstand es zu bewegen und zu berühren. Zusätzliches Lob verdient ihre mustergültige französische Artikulation – eine große Herausforderung für jeden Nicht-Muttersprachler, der sich an dieses textlastige Stück wagt.
– A. Laska, Das Opernglas
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